Mainzer Zeitung


Schwangere Supersirenen


"unterhaus": Das schrill-coole Damentrio Kujon - und eine Chorprobe


 

big. Auf den Privatkanälen laufen bereits die Fortsetzungen der Castingshows, Bohlen hantiert an einem neuen Opfer herum, Kai Pflaume grinst so unverdrossen wie immer über 12-Jährige, die Mariah Carey sein wollen. Zeit für ein Gegenprogramm: Es heißt "Casting Star, dem Nachwuchs eine Chance" und wird im "unterhaus" vom Trio Kujon vorgestellt.


Die drei ausgebildeten Sängerinnen Ingrid El Sigai, Sabine Fischmann und Monica Ries stellen sich als halb rivalisierende, halb schwesterlich verbundene Girlgroup vor. Stereotypengerecht erscheint eine im Sportdress und dehnt sich ausgiebig am Klavier; eine tritt im Kostüm vor, und die Dritte gebärdet sich im Wechsel als Schlägerin oder Frankfurt-Rödelheim-Sirene.


Ein bewusst dämliches Jingle kündigt den Meister an, eine ölig-schmierige Stimme. Der fordert dann, fast vorhersehbar: "Macht ma bißchen Action! Ich will ´ne Performance sehen!" - Dann wird dem nervösen Trio der "Bum-Bum-Bumerang" eingespielt, dessen Melodie die Damen in den unterschiedlichsten Weisen interpretieren. Vom Technoknüller über alpenfolkloristische Weise bis zum kollektiven Erbrechen - nicht nur aus künstlerischem Widerwillen, sondern auch weil alle drei schwanger sind. Die erste schwangere Girlgroup.


Mit wachsender Begeisterung verfolgt man dem Showverlauf. Man bleibt Voyeur, wie vor dem Fernseher, doch hört man wenigstens drei überaus witzige und gesanglich bemerkenswerte Grazien, nicht das Greinen eines Küblböcks. Die Kujons rappen Gretchens sehnsuchtsvollen Monolog aus "Faust", sie mischen "Papageno" mit Roy Black und Anita, Brecht wird düster-melancholisch deklariert. Schubert, Sabrina Setlur, James Brown, dann Britney Spears und ein komisch-kehliger Mitklatsch-Gospel. Derweil schwallt die ölige Stimme: "Die Babies müssen das Feeling für die Musik schon intrauterin mitkriegen..." Was er eigentlich mit den Schwangeren vorhat, erfahren die erst, als es fast zu spät ist. Eine pervertierte, aber nicht mehr undenkbare Form der Superstar-Suche nach den jüngsten Castingstars aller Zeiten: "Nabelschnur ab, Kopfhörer drauf".


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Casting Star, Kritiken