Nennt man den Namen Marlene, so erübrigt es sich den Namen Dietrich hinzuzufügen. Man weiß sofort, wer gemeint ist. Marlene ist ein Mythos, ein Star der modernen Kulturgeschichte, eine Legende. Sie ist Filmgöttin und Sängerin zugleich. Sie hat die Zurückhaltung einer Aristokratin und die Laszivität einer Männer mordenden Sexgöttin. Anders als andere große Stars ihrer Zeit wie z.B. Marilyn Monroe ist sie kein Produkt der Medienindustrie. Sie wurde nie zu dem gemacht was sie war, sie hat sich selbst geschaffen, und ihr Regisseur Josef von Sternberg hat ihr geholfen. Daher hat sie auch nie unter ihrem Image gelitten und nie versucht es in irgendeiner Phase ihres Lebens zu verändern oder zu korrigieren.
Von Kopf bis Fuß knappe 1,64 m, ist sie auf Liebe eingestellt. Und sonst auf noch viel mehr. Marlene war streitbar und widersprüchlich und darum so faszinierend. Sie empfand zutiefst deutsch, war Weltbürgerin und verabscheute die Nazis. Sie sang vor amerikanischen Soldaten, blieb im tiefsten Herzen aber immer Preußin: diszipliniert und eigensinnig. Die Dietrich war dreisprachig, wenn sie wollte. Sonst gab sie sich eher einsilbig bis verstockt.
Marlene liebte Schuhe, sie hatte 400 Paar davon, außerdem über 300 Hüte. Mehr als 3000 Kleider von Dior und Chanel hingen im Schrank. Sonst lebte sie bescheiden, aß Frankfurter Würstchen, Beefsteak und viel Gemüse.
Die Diva lebte ständig und selbstverständlich zwischen und mit all ihren Welten und Widersprüchen. Süchtig war sie nach Applaus, von ihrem begeisterten Publikum und von ihren zahlreichen Liebhabern. Marlene Dietrich hat immer gelebt wie sie wollte, mit wem sie wollte und wo sie wollte und doch war immer ein Hauch von Geheimnis um sie.
Sie verehrte vielerlei Männer: große Helfer der Menschlichkeit wie Sir Alexander Fleming, Darsteller mit Sinn für Größe wie Jean Gabin und Orson Welles, Männer der Macht wie General Patton und John F. Kennedy. Sie liebte auch große Schriftsteller wie Hemingway und Remarque.
Einen Mythos „wieder aufleben zu lassen“ bedeutet nichts anderes als ihn zu nachzuahmen und, wenn man Glück hat, der Figur sehr nahe zu kommen. Dennoch bleibt es immer eine Kopie einer großen Persönlichkeit.


Dieser Abend will deshalb nichts anderes als eine Geschichte erzählen. Mit den Worten eines großen Schriftstellers wird ein Ausschnitt aus dem Leben der faszinierenden Künstlerin dargestellt. Erich Maria Remarque hatte  Ende der

30er Jahre ein Verhältnis mit Marlene und verarbeitet in seinem Buch „Arc de Triomphe“ diese für ihn unglücklich verlaufende Liebe. So ist die Hauptfigur Joan Madou keine andere als Marlene Dietrich und der in Paris lebende Immigrant Ravic ist Remarque. Subjektive Beschreibungen eines Mannes, der Marlene sehr gut kannte und liebte. Zu diesen Ausschnitten erklingen Lieder, die Marlene Dietrich gesungen hat, die sie wie z.B. „Ich bin die fesche Lola“ oder „Lili Marleen“ auch berühmt gemacht haben. Außerdem werden Chansons gespielt, die sie nicht gesungen hat, die aber etwas mit ihr, ihrer Art zu leben , den Menschen, die sie liebten, verehrten und auch von ihr geliebt wurden, zu tun haben.
Die Arrangements, die Markus Neumeyer zu diesem Abend geschrieben hat, sollen an den Sound der 20er und 30er Jahre erinnern. Gleichsam werden bestimmte Lieder mit Klang- und Songtechniken der modernen Avantgarde und Popularmusik versehen. Quasi als roter Faden erklingt das Thema des Liedes „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ hintergründig in vielen Songs des Abends.


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Marlene